Präsentiert von „Naturnah Gärtnern im Diekmoor“ und „Für ein Grünes Hamburg e.V.“
Ökologische Insektensprays selbst herstellen: Workshop einer Diplomchemikerin im Diekmoor
Nachtkerzen und -violen locken ausgewählte Nachtfalter an. Das tun sie, indem sie bestimmte ätherische Öle produzieren, die genau diesen Tieren gefallen. Umgekehrt gilt dies allerdings auch: Manche Insekten interessierten sich für manche Düfte gar nicht. „Jeder Gärtner kennt das Prinzip: Bestimmte Kräuter wehren Schädlinge im Gemüsebeet ab“, erklärt Dr. Erika Schmedt. „Das gleiche gilt auch, wenn wir ökologische Insektensprays für unseren eigenen Körper herstellen möchten.“
Die diplomierte Chemikerin war im Bereich des Verbraucherschutzes tätig und beschäftigt sich mit Alternativen zu industriell hergestellten Insektenschutzmitteln. Sie experimentiert seit langem mit Duftpflanzen in ihrem eigenen Kleingarten im Diekmoor: mit Rosmarin- und anderen Kampfer-Noten oder aus der Mode gekommenen Pflanzen wie dem Flohkraut, das früher wie die Polleiminze oft gegen Flöhe eingesetzt wurde.
In Kooperation mit der Initiative „Naturnah Gärtnern im Diekmoor“ lud der Verein „Für ein grünes Hamburg e. V.“ deshalb die Wissenschaftlerin am einem schönen Mai-Sonntag in den Vereinsgarten des Kleingartenvereins am Weg 396, um interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern die Welt der ökologischen Insektenabwehr nahezubringen.
Dabei erfuhren die Teilnehmenden interessante Details. Zum Beispiel, dass Mittel wie Autan „nur“ nach der Biozid-Verordnung zugelassen sind. Mit anderen Worten: Die Auswirkungen auf den Menschen im Sinne des Arzeneimittelrechts sind bei der Zulassung nicht untersucht worden, weil es nicht als Arzneimittel gilt.
Die Chemikerin erklärte, welche Nebenwirkungen sie für möglich hält: Der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) im Autan kann über die Haut aufgenommen werden. Ähnlich verhält sich auch der Wirkstoff Icaridin. Sie können das Enzym Cholinesterase hemmen, das bei der Reizübertragung an den Synapsen zwischen Nerven und Muskeln eine wichtige Funktion hat. Dies kann zu Nervenschädigungen führen.
Deswegen ist es sowohl für die Umwelt, als auch für den Menschen wichtig, auf unschädliche Stoffe wie ätherische Öle umzusteigen. Wie wirken diese? „Was für uns angenehm riecht, ist für manche Insekten ein Graus“, erklärte Erika Schmedt. Entscheidend ist es, aus der riesigen Zahl der etwa 8000 Terpene und 30000 Terpenoide der Pflanzenwelt diejenigen herauszufinden, die Insekten nicht mögen. Manche sekundäre Pflanzenstoffe wehren eher Mücken ab, andere Zecken, wieder andere Flöhe. Geschickte Mixturen verbinden mehrere Wirkungen.
Anschließend ging es in die Praxis. „Hier sind zwei Rezepte“, erklärte Erika Schmedt. „Entscheidet euch für eines und probiert es selbst.“ Nun klapperten Pipetten und Fläschchen
und wanderten über die Tische. Manche Teilnehmer entschieden sich dafür, die Lösung mit Zedernöl anzusetzen. Andere nutzten das Rezept auf Basis von Rosengeranien und Eukalyptus, das gleichzeitig gegen Mücken und Zecken wirken soll. Wichtig für Rosengeranienöl: „Immer ein Gramm Kernseife mit hineinreiben“, erinnerte die Workshop-Leiterin. „Die Lösung muss alkalisch werden, sonst ist das Öl nicht stabil. Es verändert sich in sauren oder neutralen Lösungen.“
Am Ende konnte jeder eine eigene Mischung im Sprühfläschchen mit nach Hause nehmen. Und bekam neben einer Zitronenpelargonie auch noch Antworten auf viele Fragen: Welches ist der richtige Alkohol? Wie wirkt Nepetalacton? Und: Welche Öle eignen sich als Basis?
„Ich komme gerne zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wieder“, versprach Erika Schmedt. Bis dahin dürften wohl einige Interessenten die Rezepte ausprobiert haben. Und mit einem sanften, aber halbstündig wiederholten Sprühstoß Mensch und Kleidung in eine Duftwolke verwandelt haben, die Insekten vorgaukelt, es handele sich nur um eine „uninteressante Kampfer-Note“.
Text: Gabriele Wittmann, Fotos: Gabriele Busch